“Mycroft Mark II” vorgestellt – Der smarte Lautsprecher ohne Spionage?
Das Unternehmen Mycroft AI hat den "Mycroft Mark II" entworfen und vorgestellt. Dieses Modell arbeitet ohne Speicherung von Nutzerdaten und hat anderen Smart Home-Assistenten dadurch einiges voraus.
Gerade im Bereich von sprachgesteuerten Smart Home-Assistenten wirkt der Spionage-Effekt von Amazon-, Apple- und Google-Geräten auf viele Konsumenten abschreckend. Mit dem kürzlich vorgestellten Prototyp des Lautsprechers “Mycroft Mark II” wurde ein programmierbares Open Source-Gerät geschaffen, der Nutzerdaten in Echtzeit löscht, anstatt sie an einen dahinterstehenden Konzern weiterzuleiten.
Diskretion bei sensiblen Kundendaten
Wer Sprachassistenten wie Siri, Alexa, Cortana oder Google Now verwendet, übermittelt mit der Nutzung persönliche Daten an die jeweiligen Hersteller, welche diese Informationen weiterverkaufen. Nun wurde vom kalifornischen Unternehmen Mycroft AI bereits die zweite Generation eines Lautsprechers entwickelt, welcher die Privatsphäre des Benutzers schützt. Denn Mycroft Mark II löscht sämtliche Abfragen sofort und ist so voreingestellt, dass keine Benutzerdaten standardgemäß gespeichert werden. Der Nutzer hat jedoch die Möglichkeit zwecks persönlicher Benutzereinstellungen Daten abzuspeichern oder anonymisierte Daten an den Entwickler weiterzuleiten, wenn er das möchte. Die Sprachassistenten von Google und Amazon bieten zwar ebenfalls die Möglichkeit, Nutzerdaten zu löschen. Allerdings ist dies nur manuell möglich und dadurch recht aufwendig. Mit dem Mycroft Mark II werden Nutzerdaten weder erhoben, noch weiterverarbeitet oder verkauft.
Die Idee dahinter laut Entwickler: ein smarter Lautsprecher, der unbedenklich zu Hause zum Einsatz kommen kann. Trotz der fehlenden Datensammlung bietet der Speaker einen mit Konkurrenzmodellen vergleichbaren Nutzungsumfang und sogar mehr. Denn dank einer Open-Source-Grundlage soll Mycroft Mark II programmierbar und dadurch auch für Entwickler interessant sein.
Sprachbedienung wie bei den Konkurrenzmodellen
Jeder Sprachassistent reagiert auf ein Schlagwort, um aktiviert zu werden, wie “Hey Siri” bei Apple oder “Alexa” bei Amazon. Der Mycroft Mark II aktiviert sich auf die Ansprache “Hey Mycroft”, um anschießende Aktionen ausführen zu lassen. Laut Mycroft AI sollen Kunden diese Ansprache nachträglich ändern können, um den Sprachassistenten eine persönlichere Anrede zu verleihen. Ausgestattet ist der Lautsprecher mit sechs Mikrofonen, um auch dann auf das Schlagwort reagieren zu können, wenn Musik im Hintergrund läuft.
Zusätzlich verfügt das Smart Home-Gerät über ein 4-Zoll-Display, auf dem ergänzende Informationen, wie Kalendereinträge, das Wetter oder ein Timer, angezeigt werden. Der Speaker arbeitet zudem mit einer Verbindungsumgebung, mit der sich Wikipedia, YouTube und Duckduckgo aufrufen lassen. Für die Erzeugung der Stimme haben die Macher auf die Text-to-Speech-Engine Mimic 2 gesetzt. Auf der Webseite des Unternehmens gibt es Beispielaufnahmen, die laut Kritikern jedoch im Vergleich zu Google- und Alexa-Assistenten in Sachen Flüssigkeit noch verbesserungswürdig sind. Derzeit spricht der Assistent nur Englisch, was sich laut Entwickler in Zukunft ändern soll. Jedoch konnte das Unternehmen bis heute noch keinen Zeitpunkt nennen, ab wann es eine Auslieferung des Speakers mit Deutsch als Sprache geben wird.
Die Finanzierung ist gesichert
Das Vorgängermodell Mark I, das 2015 vorgestellt wurde, war optisch noch einem Radiowecker sehr ähnlich. Der neue, größere Mark II erinnert ein wenig an Amazons Echo Spot. Er bietet dafür aber eine offene Technologie, bei deren Weiterentwicklung sich auch Dritte beteiligen können. Damit der Prototyp in Serie gehen kann, benötigt Mycroft AI finanzielle Mittel, die über Interessenten mittels Vorbestellung zusammengetragen werden sollen. Wer sich einen Mycroft Mark II sichern möchte, kann dies derzeit mit rund 100 US-Doller plus Versandkosten. Geliefert wird ein Bastel-Set, das der Kunde selbst zusammenbauen muss. Wer sich die Montage ersparen will, zahlt 130 US-Doller plus Versand und erhält ein vormontiertes Modell. Sorgen, dass bei dieser Crowdfunding-Kampagne trotz finanzieller Leistung kein Mycroft Mark II geliefert wird, müssen sich Kunden nicht machen. Denn die Macher des neuen spionagefreien Open-Source-Lautsprechers haben ihr Finanzierungsziel bereits erreicht.