Amazon hat den Alexa Sprachassistenten mit einigen neuen Updates versehen. Besonders auffällig daran ist, dass die vor allem in den USA laufende #meToo-Debatte scheinbar selbst an Alexa nicht vorbeiging. “Sie” reagiert nun auf negative Bemerkungen mit entsprechenden Widerworten.
Alexa ist nicht mehr nur Technik, sie ist nun vor allem eine Frau
Schon seit einigen Monaten wurde in den USA die Kritik laut, dass es nicht mit dem aktuellen Stand der Frauen- und Feministenbewegung vereinbar sei, wenn die als “weiblich” gedeutete Alexa pauschal auf Widerworte gegenüber ihren Besitzern verzichtet und sich stattdessen stets gehorsam oder positiv äußert. Durch die #meToo-Debatte wurde diese Kritik noch einmal so stärker entfacht. Amazon gab nun einige Updates für den intelligenten Sprachassistenten heraus. Durch diese reagiert der Sprachassistent fortan mit deutlichen Widerworten. Eingeschlossen ist sogar Tadel, wenn ihre Besitzer sie über sexistische oder anzügliche Kommentare aktivieren beziehungsweise ansprechen möchten.
Unangebrachte Fragen oder sexistische Bemerkungen, nimmt Alexa nun nicht mehr einfach so hin. Stattdessen positioniert sie sich strikt dagegen und entwickelt damit eine eigene Identität als Frau. Der vermeintliche Feminismus-Modus kann über den sogenannten “Disengage Mode” aktiviert werden. Sollte Alexa dann eine Bemerkung nicht gefallen, reagiert sie in der deutschen Version beispielsweise mit Bemerkungen wie:
- “Ich weiß nicht, was du erwartest.”
- “Das ist nichts für mich.”
- “Das ist aber nicht nett von dir.”
- oder “Darauf antworte ich nicht.”
Solche Bemerkungen gibt es beispielsweise gegenüber Besitzern, die ihren Alexa-Sprachassistenten extrem herablassend beschimpfen oder ihr sogar den Tod an den Hals wünschen. Auffällig ist, dass Alexa trotz ihrer neuen Feministin-Haltung noch immer Zurückhaltung übt. Denn gemessen an den möglichen Kraftausdrücken sind die Antworten durchaus gemäßigt. Eine deutliche Entwicklung ist das dennoch. Es ist kaum ein Jahr her, dass Alexa auf solche Schimpfwörter entweder gar nicht reagierte oder sich vielleicht sogar noch dafür bedankt hätte.
Eine Untersuchung vom Onlineportal “Quartz” gab den Ausschlag
Obwohl die #meToo-Debatte die Kritik an den bisherigen Antworten und Reaktionen von Alexa verschärfte, gab den ursprünglichen Ausschlag dafür eine Recherche des Onlinemagazins “Quartz”. Dieses überprüfte die beliebten Sprachassistenten von Google (Google Assistant), Apple (Siri) und eben auch Amazon mit Alexa auf ihre Einstellung gegenüber sexuellen Annäherungen und Beleidigungen.
Eine Sprecherin von Amazon gab offiziell an, dass das Update dazu dienen würde, “negative Stereotypen über Frauen nicht zu verstärken”. Ein weiteres Merkmal davon ist, dass sich Alexa selber auch klar als Feministin sieht. Auf eine Frage diesbezüglich antwortet Alexa sinngemäß, dass sie sich deshalb als Feministin identifiziert, weil sie die gesellschaftliche Ungleichheit zwischen Männern und Frauen überbrücken möchte.
Das Update ist eine Fortsetzung zahlreicher solcher Aktualisierungen, die laut Amazon auf den gesellschaftlichen Wandel reagieren sollen. Im Anfangsstadium hatte sich der Sprachassistent trotz der weiblichen Stimme sogar noch als “Es” bezeichnet. Zudem weiß Alexa mittlerweile, was die Black Lives-Matter-Bewegung ist. Sie teilt die Ansichten, dass es mehr als zwei binäre Geschlechter (Mann und Frau) auf der Welt gibt.
In den USA stößt aber vor allem das aktuelle Update nicht nur auf Zustimmung. So zeigen sich Nutzer verblüfft darüber, warum solch ein Update überhaupt notwendig sei und wer sich denn bisher tatsächlich daran gestört hätte. Außerdem wird Amazon aus einigen politischen Lagern nun vorgeworfen, sie würden als liberal ausgerichtetes Unternehmen damit einen zu großen politischen und gesellschaftlichen Einfluss nehmen.